Gesundheitsprävention – Körperwelten bilden und berühren

Gesundheitsprävention

Körperwelten bilden und berühren

Die Körperwelten-Ausstellungen bewegen sich zwischen Wissenschaft, Bildung und Kunst. Sie vermitteln Wissen über den menschlichen Körper, wollen einen Beitrag zur gesundheitlichen Aufklärung leisten und zur Reflexion anregen: über das Leben, das Wunderwerk Körper und die eigene Gesundheit.


Von Patricia Roß
27.10.2025 - 14:25
Lesezeit: ca. 5 Minuten


DER ADMIRAL Das Plastinat in den Körperwelten Hanau zeigt Muskeln und Teile der Haut Foto: Patricia Roß

Wer derzeit den Stadthof in Hanau betritt, wird von einer auffällig pink-violett beleuchteten Treppe empfangen, die den Blick magisch nach oben zieht. Sie führt in den ersten Stock – dorthin, wo bis Januar 2026 die weltweit bekannte Körperwelten-Ausstellung gastiert. Auf über 2.000 Quadratmetern präsentiert sie eine faszinierende Vielfalt menschlicher Plastinate. Schon der Treppenaufgang wirkt wie ein Übergang: Das Licht scheint die Besucher:innen aus dem Alltag zu lösen und in eine andere Welt zu führen – in eine Atmosphäre, die auf besondere Weise fasziniert. Auf der Ausstellungsfläche selbst tauchen schwarze Wände die Szene in ein intensives Kontrastspiel und lenken den Blick auf die schon beinahe kunstvoll inszenierten Exponate.

In den Räumlichkeiten werde ich sogleich mit den ersten menschlichen Exponaten und mit einer Einladung zum Nachdenken konfrontiert: „Bevor ich sterbe, möchte ich…“ steht auf einer großen, schwarzen Fläche. Bunte Stifte laden dazu ein, die eigenen Gedanken aufzuschreiben und mit anderen Besucher:innen zu teilen. Ich lese Dinge wie „Ankommen“, „Lieben“ und „Leben, Leben, Leben“.

KÖRPERWELTEN Eine pink-violett beleuchtete Treppe führt in den 1. Stock zur Ausstellung im Stadthof Hanau Foto: Patricia Roß

Körperwelten & Der Zyklus des Lebens

Vor vielen Jahren war ich schon einmal in einer Körperwelten-Ausstellung. Damals hat sich mir insbesondere der Anblick einer gesunden und einer Raucherlunge im direkten Vergleich eingeprägt. Was würde mich dieses Mal erwarten? Die Ausstellung in Hanau steht unter dem Motto „Körperwelten & Der Zyklus des Lebens“. Sie rückt die kontinuierlichen Veränderungsprozesse des menschlichen Körpers in den Fokus, von der Zeugung bis ins hohe Alter.

Wie entwickelt und verändert sich unser Körper im Laufe des Lebens? Wie wirken sich unsere Gewohnheiten und unsere Lebensweise auf unseren Körper aus – sei es Ernährung, Bewegung, unser soziales Umfeld, Emotionen, Belastungen oder Stress? Was hält unseren Körper gesund und fit, was macht ihn anfällig und krank? Was ist das Geheimnis eines langen Lebens? In der Ausstellung findet man Antworten auf diese Fragen.

LONGEVITY – LANGLEBIGKEIT Die Ausstellung gewährt Einblicke in die Geheimnisse eines langen Lebens Fotos: Patricia Roß

Einblicke ins Innere des menschlichen Körpers

Die Körperwelten zeigen echte, plastinierte menschliche Körper und Körperteile. Damit vermitteln sie auf visuell und emotional eindrucksvolle Art und Weise medizinisches Wissen. Die Exponate gewähren den Besucher:innen tiefe Einblicke in das Innere des menschlichen Körpers, in die Anatomie und seine Funktionsweisen. Sie erlauben, den Körperaufbau bis ins Detail zu studieren: Knochen, Muskeln, Sehnen, Nerven, Blutgefäße, Organe, Haut – all das wird mit Hilfe von Ganzkörper-Plastinaten in lebensnahen Posen sowie einzeln herauspräparierten Körperteilen oder Schichtmodellen sichtbar gemacht.

Unter den Ganzkörper-Plastinaten in Hanau befinden sich zum Beispiel Läufer, Ringturner, Spitzentänzer, Kopfspringer, Fußballer und Trapezkünstler. Verschiedene Längsschnitte zeigen die Unterschiede zwischen Normal- und Übergewicht, Brustimplantaten und natürlichem Brustgewebe oder den Auswirkungen eines Schlaganfalls auf das Gehirn. Organe, Nerven- und Gefäßsysteme, Knochen und Gelenke mit und ohne Krankheiten und medizinische Hilfsmittel werden präsentiert. Besonders berührend: Plastinate, die die vorgeburtliche Entwicklung zeigen.

Plastination

Die Plastination ist eine Konservierungsmethode, die es ermöglicht, den Verfall toter Körper zu stoppen und dauerhaft haltbare anatomische Präparate herzustellen. Hierzu werden die Präparate entwässert und entfettet, die Körperflüssigkeiten durch Silikone ersetzt und ausgehärtet.

Für eine umfassende und leicht verständliche Wissensvermittlung sind alle Plastinate der Körperwelten mit verständlichen Infotexten versehen. Darüber hinaus gibt es Schautafeln, die größere Zusammenhänge erklären und sensibilisieren für all das, was auf den menschlichen Körper einwirkt. Verschiedene Multimedia-Angebote und Audio-Guides ergänzen die Ausstellung. Daneben finden sich immer wieder berührende Fotos, Zitate und Fragen, die zum Nachdenken und Reflektieren anregen.

MUSKELKRAFT Eines der Sportler-Plastinate in Hanau ist der Ringturner. Schaukeln laden zum Bewegen ein. Fotos: Patricia Roß

Körperwelten wecken Gesundheitsbewusstsein

Die Ausstellung verdeutlicht: Unser Körper ist ein Spiegel unserer Lebensführung. Sowohl das, was wir tun als auch das, was wir unterlassen, wirkt sich auf ihn aus – im Positiven wie im Negativen. Unser Körper begleitet uns ein Leben lang, ohne ihn können wir nicht existieren. Wollen wir möglichst lange gesund, körperlich und geistig fit und schmerzfrei leben, dann ist das kein Selbstläufer. Es ist wichtig zu verstehen, wie unser Körper funktioniert und was er braucht, um all den Anforderungen gerecht zu werden, die an ihn im Laufe des Lebens gestellt werden. Genau das möchten die Körperwelten vermitteln.

„Es gibt nur wenige Ereignisse, die den Blick auf uns selbst so nachhaltig verändern. ... Ich werde meinen Körper nie wieder als etwas Selbstverständliches betrachten.“ – Ein Ausstellungsbesucher

Der Besuch der Körperwelten-Ausstellung hat mir einmal mehr bewusst gemacht: Das Leben ist im stetigen Wandel – kostbar, verletzlich, endlich. Der eigene Lebensstil wirkt sich unmittelbar auf den Körper und die Gesundheit aus. Und: Jeder Mensch ist individuell.

Die Ausstellung hat das Potential, Menschen zu berühren. Die menschlichen Plastinate sorgen für eine ganz eigene Emotionalität und Stimmung, die Abbildungen in Büchern oder künstliche Modelle nicht hervorrufen können. Und wie sicherlich auch viele andere Besucher:innen verlasse ich die Ausstellung mit einem neuen Blick auf mich selbst – und dem Vorsatz, achtsamer mit meinem Körper umzugehen.

Wer die Gelegenheit hat, die Körperwelten zu besuchen, sollte sie ergreifen. Denn kaum irgendwo spürt man so eindrücklich, was Leben bedeutet – und gewinnt ein Bewusstsein für den eigenen Körper, das man mit in den Alltag nimmt.

Zahlen, Daten, Fakten

ÜBER DIE KÖRPERWELTEN
Im Jahr 2025 feiert Körperwelten 30-jähriges Jubiläum. Die Ausstellungen wurden bislang von mehr als 57 Millionen Menschen in über 170 Städten und 42 Ländern auf sechs Kontinenten gesehen. Damit zählt Körperwelten zu den erfolgreichsten und einflussreichsten Ausstellungskonzepten der Welt.

Bis 18. Januar 2026 gastiert die Ausstellung unter dem Motto „Körperwelten & Der Zyklus des Lebens“ im Stadthof in Hanau (Hessen).
Ab 30. Januar 2026 sind die Körperwelten auch in der Markthalle in Chemnitz (Sachsen) zu sehen.

Dauerhafte Standorte in Deutschland sind die Körperwelten Museen in Berlin und Heidelberg sowie das Plastinarium Guben. Darüber finden sich europaweit und weltweit weitere Standorte der Körperwelten.

Alle Körperwelten-Standorte:
www.koerperwelten.de/ausstellungen

ÜBER HANAU UND DEN STADTHOF
Hanau liegt am Main, im Osten des Rhein-Main-Gebiets nahe Frankfurt, und hat knapp 100.000 Einwohner. In und um Hanau gibt es verschiedene lohnende Ausflugsziele, Rad- und Wanderwege. Hier beginnt die Deutsche Märchenstraße und die Hessische Apfelwein- und Obstwiesenroute. Bekannte Sehenswürdigkeiten in der Brüder-Grimm-Stadt sind zum Beispiel das Schloss Philippsruhe, die historische Kuranlage Wilhelmsbad mit dem ältesten feststehenden Karussell der Welt, das Deutsche Goldschmiedehaus oder – insbesondere zur Adventszeit – Hessens größten Adventskalender am Neustädter Rathaus.

Die Körperwelten gastieren bis Januar 2026 im Stadthof, die Ausstellungsfläche befindet sich im 1. Stock und ist barrierefrei erreichbar. Das ehemalige Kaufhof-Gebäude ist zentral Am Markt gelegen und bietet eine Mischung aus Handel, Gastronomie, Kultur, Bildung, Sport und sozialen Angeboten. Neben dem Besuch der Körperwelten lohnt sich auch ein Blick in den Event-Kalender des Stadthofs – beispielsweise für Konzerte oder After-Work-Shopping. Fußläufig entfernt liegt auch die Fußgängerzone in der Innenstadt und das Einkaufszentrum „Forum Hanau“.

Website vom Stadthof Hanau:
www.stadthof-hanau.de

Website der Stadt Hanau:
www.hanau.de

EMPFEHLUNG DER REDAKTION
ABSTECHER IN DIE NATUR NATUR Im Rhein-Main-Gebiet gibt es 550 Kilometer Rad- und Wanderrouten. »zum Beitrag Radrouten im Rhein-Main-Gebiet

ABBILDUNGEN
© Beitragsbild Patricia Roß, restliche Abbildungen siehe Bildunterzeilen

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